Eine Hiobsbotschaft jagt in der Marktgemeinde Weiten die andere. Das Hochwasser ist Gott sei Dank halbwegs gut vorbei, so versetzte eine andere Meldung Weiten und weit darüber hinaus die Menschen in Schock und tiefe Trauer: Ehrenbürger Johann Jindra ist am Dienstag, dem 17. September 2024, in den frühen Morgenstunden im 80. Lebensjahr nach einer schweren Erkrankung von dieser Welt abberufen worden. Er folgt nun seiner im Jahre 2016 allzu früh verstorbenen Gattin Marianne nach. ,,Im Leben und jetzt im Tode vereint.“
Ein ganz Großer, der weit über die Grenzen hinaus bekannt und beliebt war ist nicht mehr. Neben der Familie - die Kinder Eveline und Johann, die Schwieger- und Enkelkinder sowie Urenkerln - trauert auch die Marktgemeinde Weiten, die Freiwillige Feuerwehr Weiten, die Pfarre Weiten sowie viele Verwandte und Bekannte. ,,Mit ihm ist ein ganz Großer von dieser Welt geschieden“, so Weitens Bürgermeisterin Ramona Fletzberger in einer ersten Stellungnahme.
Sein Name und sein Wirken waren weit über die Grenzen seiner engeren Heimat – dem Weitental, dem ,,Tal der Sonnenuhren“ - bekannt. So ist der Name in vielen Sonnenuhren beinahe auf dem ganzen Erdball zu finden. Er war ein Mann der Tat, der wusste, was er wollte. Als Bürgermeister hatte er viele Entscheidungen zu treffen, wo er Weitblick bewies und diesen Entscheidungen seinen Stempel aufdrückte.
Der Verstorbene erblickte am 1. März 1945 das Licht der Welt, er wuchs wohlbehalten in seiner Familie im Haus Nr. 10 auf. Nach dem Besuch der Volksschule in Weiten und danach der Hauptschule in Pöggstall trat er in die Fußstapfen seiner Familie (seit 1858 Schlosserbetrieb in Weiten) und erlernte den Beruf des Schlossers, wo er mit Erfolg die Gesellen- und Meisterprüfung ablegte. Nach der Übernahme des Betriebes von seinem Vater entdeckte er die Liebe für die Sonnenuhren. Diesem Metier widmete er sich mit Liebe und Hingabe, was ihm den Namen ,,Sonnenuhrenpapst“ einbrachte.
Seine steile Karriere in der Heimatgemeinde begann im Jahre 1985. Bis zum Jahre 1995 war er geschäftsführender Gemeinderat, ehe er zum Bürgermeister gewählt wurde (bis 2005). Die Kommune ehrte ihn für seine Leistungen u. a. mit dem Ehrenring in Gold und der höchsten Auszeichnung, der ,,Ehrenbürgerschaft“ (1995). Der Firma Jindra wurde im Jahre 2005 das Gemeindewappen verliehen.
In seine Amtszeit fallen viele Vorhaben. Hier einige (sicherlich nicht vollständig): Amtshausausbau – Kanal Weiten – Umgestaltung des Prangerplatzes mit der Millenniums-Sonnenuhr – Gestaltung des Kirchenplatzes – erster Wohnbau in Weiten – Feuerwehrhäuser in Weiten und Seiterndorf - ,,Tal der Sonnenuhren“ – Sanierung der Volksschule Weiten – Zubau zum Kindergarten – Partnerschaft mit Weiten im Saarland. Dazu kommen noch die Mitgliedschaft bei beruflichen Institutionen, wobei er auch oftmals den Meisterkandidaten bei den Prüfungen auf den Zahn fühlte.
Seine große Liebe gehörte aber auch der Kirchenmusik, wo er mehr als 60 Jahre seine tiefe Bass-Stimme bei den kirchlichen Anlässen erklingen ließ. Er war ein geselliger Mensch, der den Gesang über alles liebte. Es verging beinahe keine Feierstunde, wo Lieder angestimmt wurden. Vor allem das alte Liedgut (Volkslieder) hatte es ihm angetan.
Zu guter Letzt in diesem Nachruf soll sein Wirken bei der Freiwilligen Feuerwehr und darüber hinaus gewürdigt werden. Johann Jindra trat am 1. Jänner 1966 als Mitglied den Weitener Florianis bei. Auch hier hat er Zeichen gesetzt und nimmermüde für das Feuerwehrwesen gearbeitet. Im Jahre 1976 wurde er zum Kommandant-Stellvertreter gewählt, ehe er im Jahre 1991 diese Funktion zur Verfügung stellte. Unzählige Einsätze und Übungen wurden absolviert. Den vielleicht größten Erfolg verzeichnete er im Jahre 1973, als er mit einem Kameraden das Leistungsabzeichen in Gold (,,Feuerwehrmatura“) erwarb. Sie waren die ersten ,,vergoldeten“ Florianijünger in Weiten.
Für alle Gemeindebürger nimmt Bürgermeisterin Ramona Fletzberger Abschied von Ehrenbürger Johann Jindra: ,,Lieber Hans, ein herzliches Dankeschön und Vergelt’s Gott für alles, was du für uns getan hast! – Lebe wohl!“
Bild und Nachruf: Friedrich Reiner